Marie Kaltenegger, Redakteurin des Online-Magazins djmag.de hat mich zum Thema „Motivation & Deejaying" interviewt. Hier gibt es das gesamte Interview nachzulesen:
Marie Kaltenegger: Manchmal läuft die Karriere als DJ nicht immer ganz so erfolgreich, wie man sich das vorstellt. „Gut Ding braucht ja bekanntlich Weile“. Welche Strategien gibt es, um karriere-mäßig am Ball zu bleiben und weiter zu machen?
Regina Swoboda: Viele würden jetzt sagen, dass es Disziplin benötigt, um am Ball zu bleiben. Das sehe ich nicht so.
Disziplin und Durchhaltevermögen sind verstandesgesteuerte Mechanismen, die wenig mit Spaß und Freude an der Sache zu tun
haben. Wenn ich bei dem was ich tue, Freude und Begeisterung spüre, dann fällt es mir leicht, dabei zu bleiben. Erst kürzlich wurde der mehrfache Weltmeister und Skirennläufer Marcel Hirscher nach seinem Erfolgsrezept gefragt– er meinte: "Jede Menge Freude am Skifahren".
Das können wir auch aufs DJ-Dasein umlegen: Ja, es kann sein, dass man als Bedroom DJ startet – aber wenn es einem gelingt, dass man dadurch den Spaß bei der Sache beibehält, dann hat man genügend Energie für den nächsten Schritt. Wenn man also gerade nicht die Erfolge erzielt, die man gerne hätte, dann ist es sinnvoll die Momente wieder herzuholen, in denen man bisher erfolgreich war. Quasi, um sich selbst wieder zu stärken. Man sollte sich daher fragen: Welche Skills habe ich mir bereits erworben? Welche Gigs konnte ich schon auf meiner Liste verzeichnen? Welche Produktionen habe ich schon vorzuweisen? Es zählt hier nicht, was man noch nicht geschafft hat, wichtig ist, dass man sich selbst die Facts bewusst macht, die schon vorhanden sind.
Marie Kaltenegger: Wenn es darum geht sich als DJ oder Produzent Ziele zu stecken, wie sollte man dabei am besten vorgehen? Was ist dabei wichtig?
Regina Swoboda: Zum Thema Ziele richtig definieren gibt es viele, sehr unterschiedliche Ansätze. Aus meiner Erfahrung sind dabei zwei entscheidende Fragen zu klären:
1. Was ist meine Vision? Wo möchte ich am Ende stehen?
2. Was ist der nächste wichtige Step in diese Richtung?
Die eine Frage ohne die Andere bringt nichts. Wichtig ist hier die Kombination deines Traumes und dem nächsten Schritt dorthin. Die Vision bringt die Begeisterung, das sogenannte „Warum“, also wofür man brennt und weshalb man diesen Weg geht. Das kann zum Beispiel ein Auftritt bei dem Lieblings-Festival sein. Der nächste Schritt dazu wäre das gewonnene DJ Battle. Dieser Schritt hätte zwei ganz wesentliche Motivatoren in sich: Zum einen die zeitliche Komponente – meist liegt dieses Ziel in erreichbarer Zukunft – und zum anderen die gefühlte Anstrengung, um an dieses Teilziel zu kommen. Die Anstrengung ist hier um einiges geringer und auch einschätzbarer, als der Energieeinsatz für den gesamten Weg zur Erfüllung des „großen Traums“. Einem großen Ziel ohne Zwischenetappen hinterherzurennen, ist eine Quelle ewiger Frustration. Deshalb ist es wichtig, sich das nächste fordernde, aber nicht überfordernde Teilziel zu setzen.
Marie Kaltenegger: Angenommen man hat ein richtiges Motivationstiefs als DJ oder Producer. Beispielsweise, wenn man es gar nicht mehr schafft Musik zu produzieren, oder aufzulegen. Was sollte man da machen?
Regina Swoboda: Eine Pause! Denn danach schreit offensichtlich gerade der ganze Körper. Wenn ich wie ein „Duracell Hase“ ohne Pause weiter und weiterlaufe, dann ist es klar, dass es irgendwann nicht mehr geht. Das haben wir ja erst in jüngster Vergangenheit in der DJ-Szene erlebt. Die Chinesen haben ein Sprichwort: „Wenn du es eilig hast, gehe langsam.“ Wichtig ist also, sich eine Pause zu gönnen und sich dann zu fragen: „Was könnten die Gründe dafür sein, dass ich es nicht schaffe? Lege ich zu viel Druck in die Sache? Möchte ich zu viel auf einmal? Was ist sonst in meinem Leben los?!“ Und noch viel wichtiger: „Wieviel Lust und Freude habe ich an der Sache selbst?“ Wenn die Antwort auf die letzte Frage „wenig“ ist, dann macht es Sinn, siche eine kreative Schaffenspause zu gönnen und sich für eine Weile zurückzuziehen, um neue Kraft und Energie zu tanken.
Marie Kaltenegger: Was sollte man machen, wenn man motiviert ist als DJ oder Produzent aktiv zu sein, aber seine Ideen nicht in die Tat umsetzen kann?
Regina Swoboda: Wichtig ist auch hier, sich über die möglichen Ursachen bewusst zu werden. Es gibt wahrscheinlich einen guten Grund für das nicht durchstarten können. Das Gute daran ist: Wenn man motiviert ist, dann ist da ja bereits ein Antrieb in einem selbst spürbar. Die Frage ist nur, ob dieser innere Antrieb überhöht ist, also so hoch, dass er nicht erfüllbar ist. Also angenommen man hat den Antrieb, dass man alles perfekt machen möchte, dann könnte das ein Grund sein, warum man mit seiner Produktion nicht rausgeht, weil sie der eigenen Meinung nach noch nicht stimmig ist. Oft vergleichen wir uns ja mit bereits sehr erfolgreichen Produzenten, und wenn wir selbst noch nicht dort sind, dann geben wir zu schnell auf. Also auch hier: Perfektion raus – Spaß rein – denn Manches wird erst gut, wenn wir es gut sein lassen.
Marie Kaltenegger: Abschließend: Haben Sie noch Tipps wie man seine Motivation im Alltag aufrecht halten kann, egal ob DJ oder nicht?
Regina Swoboda: Im Prinzip sehr ähnlich: Menschen sind generell dann motiviert, wenn sie sich ihre eigenen Ziele setzen. Das Gute daran ist, dass wir Menschen grundsätzlich danach streben, besser zu werden. Wir sind dann motiviert, wenn wir uns unser eigenes Erfolgsbild ausmalen können. Deshalb ist es auch wichtig, dass wir uns unsere eigenen Täume und Visionen erschaffen. Es geht bei Motivation also vielmehr darum, dass wir unsere eigene Stärke erlangen und damit selbst Verantwortung und Lust für unser Tun bekommen. Und auch hier gilt: Jeden Tag eine Sache für seinen Erfolg zu tun ist viel hilfreicher, als sich permanent zu überfordern. In diesem Sinne: „Manchmal zeigt sich der Weg erst, wenn man ihn anfängt zu gehen“ (Paul Coehlo).
Marie Kaltenegger: Vielen herzlichen Dank für das tolle Interview!