Wie geht es Ihnen mit Ihren Vorsätzen? Haben Sie sich für dieses Jahr welche vorgenommen? Oder haben Sie sich lieber gar nichts vorgenommen, wissend, dass diese Vorsätze die erste Jänner-Woche nicht überstehen?
Und wenn Sie zu jener Gruppe gehören, die es bis heute mit dem Umsetzen Ihres Neujahrs-Vorsatzes durchgehalten haben – woher nehmen Sie Ihre Motivation?
Motivation kann übrigens mit Triebkraft übersetzt werden und bezeichnet die Richtung, Intensität und Ausdauer, mit der eine bestimmte Handlung ausgeführt wird Es gibt ja unzählige Thesen zum Thema Motivation, allen voran die These, dass der Mensch von außen – also extrinsisch- am besten zu motivieren ist. Doch entspricht dies wirklich der Tatsache? Schauen wir uns das anhand eines klassischen Neujahrs-Vorsatzes an.
Extrinsische Motivation – Die Kraft von außen
Gehen wir davon aus, dass Sie sich vorgenommen haben, den Sport wieder in Ihren Alltag zu integrieren. Nehmen wir weiters an, Sie sind begeisterter Skifahrer. Sie schauen sich also die Pistenverhältnisse im Land an und beschließen, am Wochenende Schifahren zu gehen. Sie malen sich diesen Plan in Ihren Träumen aus – endlose Pisten, Traumwetter, Pulverschnee und Adrenalin. Ein Freund von Ihnen erfährt von Ihrem Plan und kommt mit. Am Ende des Wochenendes macht Ihnen Ihr Freund ein unwiderstehliches Angebot: Wenn Sie ab jetzt mit ihm jedes Wochenende Schifahren gehen, dann übernimmt er als Belohnung die Kosten der Liftkarte. Begeistert willigen Sie ein. Die nächsten Wochenenden verbringen Sie nun gemeinsam auf der Piste. Nach 5 Wochen verkündet Ihnen Ihr Freund, dass er das Projekt einstellen muss, da er Knieschmerzen hat und nicht mehr mitfahren kann. Was meinen Sie, wie motiviert sind Sie sind, ab sofort alleine und mit Liftkosten zu fahren? Genau….die Motivation ist eher verhalten, aber in jedem Fall kleiner als zu Beginn. Was ist hier passiert?
Der undermining Effect externer motivation
Forscher haben hierfür eine Erklärung: Sie bezeichnen dieses Phänomen als den korrumpierenden Effekt – oder auch undermining effect. Es hat sich in zahlreichen Untersuchungen gezeigt, dass ein ursprünglich von innen angeregtes – also intrinsisches Verhalten – seine motivierenden Eigenschaften verloren hat, nachdem zusätzlich extrinsische Belohnungen erfolgt sind. Unsere innere Triebkraft ist meist viel höher als wir teilweise annehmen. Wenn wir von etwas tatsächlich überzeugt sind – oder mehr noch – Spaß daran haben, dann setzen wir es gerne um. Die Belohnung – also die Liftkarte zu sponsern – wäre eigentlich gar nicht notwendig, sondern eigentlich sogar hinderlich für die Eigenmotivation gewesen.
Und trotzdem wird im Alltag stets versucht, mit Belohnungen zu arbeiten: Ein Bonus für herausragende Leistungen, ein Taschengeld für eine gute Schulnote –die Absicht ist in beiden Fällen klar: Es wird versucht, durch diese Belohnungen mehr Leistung beim Belohnten zu erzielen.
Kommt die Wahre Motivation also von Innen?
Diese Frage kann klar mit Jein beantwortet werden. Die Neurobiologen sind sich zwar soweit einig, dass extrinische Belohnung und Bestrafung auf Dauer und vor allem bei komplexeren Aufgaben nicht funktionieren. In einer Studie mit Studenten haben Wissenschaftler allerdings herausgefunden, dass Belohnung bei einfachen Tätigkeiten sehr wohl funktioniert:
Die Studenten bekamen die Aufgabe, in einem gewissen Zeitraum die beiden Buchstaben „v“ und „n“ so oft wie möglich auf der Tastatur zu tippen. Gelang dies mindestens 600 Mal in 4 Minuten bekamen die Testpersonen der einen Gruppe 15 Dollar, Testpersonen der zweiten Gruppe 150 Dollar. Das Ergebnis zeigte eindeutig: Die Motivation der zweiten Gruppe stieg deutlich mit der höheren Geldsumme an.
Anders verhielt sich das Ergebnis beim zweiten Experiment: wieder wurden die Studenten in zwei Gruppen geteilt – beide Gruppen bekamen die Aufgabe, aus 10 Zahlen mit jeweils zwei Kommastellen jenes Zahlenpaar herauszufinden, das gemeinsam die Zahl 10 ergibt. Wenn sie es innerhalb von 4 Minuten schafften 10 Zahlenpaare richtig zu erkennen, dann gab es wieder für die Personen der einen Testgruppe 15 Dollar, für die anderen 150 Dollar. Dieses Mal hatte die höhere Belohnung jedoch den gegenteiligen Effekt: Die Studenten dieser Gruppe konnten weitaus weniger richtige Zahlenpaare herausfiltern als die Gruppe mit der geringeren Belohnung.
Der Unterschied der beiden Experimente lag tatsächlich in der Komplexität der Aufgabe: Wurde mehr Denkleistung bzw. Kreativität benötigt, war die Belohnung sogar kontraproduktiv.
heisst das, je komplexer die Aufgabe, desto Autarker sind wir?
Nun, geht es um Routinearbeiten, dann ist eine klar definierte Belohnung pro ausgeführter Leistungseinheit durchaus motivierend. Der Hirnforscher Gerald Hüther vertritt jedoch die Idee, dass diese einfachen Routinetätigkeiten über kurz oder lang von Maschinen übernommen werden. Spätestens dann müssen wir uns überlegen, wie sinnvoll Motivation von außen ist. Fakt ist- Je besser die eigene, also intrinsische Motivation gelingt, desto weniger muss mit hohem Aufwand extrinsisch motiviert werden.
Der Neurobiologe Dr. Henning Beck fasst die Auslöser für Motivation in folgenden Punkten zusammen:
- Menschen sind dann motiviert, wenn sie sich ihre eigenen Ziele setzen. Das tun Menschen gerne, denn ein innerer Antrieb eines jeden Menschen ist, besser zu werden.
- Menschen sind dann motiviert, wenn sie sich ihr Erfolgsbild ausmalen können. Und hier ist die Motivation umso höher, je mehr es sich um das eigene Bild handelt.
Es geht bei Motivation also vielmehr darum, dass Sie in Ihre eigene Stärke kommen und damit selbst Verantwortung und Lust für Ihr Tun bekommen – sich Ihr Ziel setzen und das Herzstück des mentalen Trainings – die Visualisierung des Erfolgsbildes – anwenden. Und was ist nun mit der extrinsischen Motivation?
und....wie sehr motiviert uns äussere anerkennung?
Anerkennung kann durchaus motivierend sein, so Henning, aber hier geht es weniger um monetäre Anerkennung, sondern eher um die soziale Anerkennung. An einen Geldbetrag gewöhnt man sich schnell. Wird die eigene Leistung hingegen im Umfeld gesehen und auch gelobt, dann kann dies immens zur eigenen Stärkung und damit wieder zu Motivation führen.
Damit ist auch klar, dass die Rolle des Mentaltrainers/der Mentaltrainerin die Motivation der Klienten steigern kann – denn im mentalen Prozess geht es genau darum, dem Klienten Techniken zu vermitteln, wie die eigenen Ressourcen und die eigenen Stärken fokussiert werden können, und danach gemeinsam die Erfolge zu feiern.
Übrigens: Erfolge feiern kann die Motivation erheblich steigern: die Opioide, die für den Erfolg mit einem Glücksgefühl belohnen, halten nämlich nicht lange im Körper an. Mit dem Resultat, dass die Freude auch schnell wieder abebbt. Das Erleben von Erfolgen kann aber für zukünftige ähnliche Projekte maßgeblich die Motivation erhöhen, denn unser Gehirn hat dadurch gelernt, dass es hier Fähigkeiten und Ressourcen gibt. Feiern Sie also den erfolgreichen Projektabschluss oder die gelungene erste Abfahrt auf der Piste, dann erhöht dies Ihre Chance auf den nächsten Erfolg.
Gönnen Sie sich also ein regelmäßiges Hinschauen auf Ihre eigenen Erfolge. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erfolgreiches 2019!